Heute dürfen wir zwei ganz unvorhergesehene Ereignisse miterleben.
Eigentlich wollten wir einfach in aller Ruhe das Kloster Sao Bento anschauen, aber ohalätz: es hat wahnsinnig viel Verkehr, und wir ergattern gerade noch einen letzten Parkplatz am Strassenrand.
Sonntag, 1. Mai scheint hier der grosse Wallfahrtstag zu sein. Am Strassenrand stehen lauter Marktstände mit Schinken, Würsten, Honig, Wein etc., ausserdem parken viele Cars voller Kühlboxen in den Gepäckfächern unten. Als wir näher zur imposanten Kirche kommen, sehen wir, dass im Abhang unter der Kirche 3 Terrassenetagen eingebaut sind. Auf jedem dieser Plateaus stehen Dutzende Tische und Bänke, wenige davon sind schon besetzt mit Tischtuch und der obligaten Kühlbox. Also wird nach dem Beten hier wohl noch gefeiert und gegessen (mit einer herrlicher Aussicht auf Berge, Fluss und See).
Um die Kirche herum bildet sich eine lange Schlange. Links vom Kirchenschiff gehen die Leute beim Altarbereich vorne hinein, dort beten sie einen Marienaltar an, und vorne rechts verlassen sie die Kirche wieder.
Irgendwo habe ich gelesen, dass man hier von Leiden befreit werde, wenn man einmal betend auf den Knien die Kirche umrunde. Vielleicht hat sich mittlerweile eine etwas bequemere Variante etabliert?
Auch in Ponte da Lima ist grosses Fest angesagt. Dem Fluss entlang sind hunderte Autos parkiert. Auf dem Hauptplatz ist ein riesiger Volksauflauf. Eine Folklore-Gemeinschaft verkauft ihre Produkte und führt in ihren prächtigen, farbenfrohen Trachten traditionelle Tänze vor. Wir suchen uns eine etwas ruhigere Seitengasse und entdecken ein hübsches, kleines Café. Hier erfahren wir, dass die Ginsterbüschel an allen Haustüren bewirken sollen, dass der Teufel nicht ins Haus kommen kann, und deshalb auch das grosse Fest.
Die letzten Meter zu unserer nächsten Unterkunft fordern Marcos Fahrkünste und sind ein wahrer Nervenkitzel: Der Weg war sicher ursprünglich für ein Eselkarren gebaut worden. Die hohen Mauern auf beiden Seiten lassen den Weg immer schmaler werden. An der schmalsten Stelle kratzt ein Rückspiegel an der Mauer und auf der anderen Seite passt gerade noch knapp ein Finger dazwischen.
All die vielen Eindrücke, Bilder, Farben, Gerüche und Erlebnisse! Wir sind glücklich und sehr dankbar, dass wir auf unserer Portugalreise soviel sehen und erleben durften, und nun ist es endgültig Zeit, Ruhe einzulegen und alles ein wenig zu verdauen.
Und genau in diesem Moment landen wir in der „Quinta da Boa Viagem“.
Dass die Kirche sogar Pic Nic-Terrassen für die Gläubigen vorsieht bringt ihnen sicher viel Goodwill und vielleicht auch ein paar mehr Spenden ein. Das nenne ich Dienst an den Menschen.
Seid ihr sicher, dass das ein Durchgang für Autos war? Oder haben die Einheimischen über die Touristen nur den Kopf geschüttelt 😉
Der Bart sieht übrigens super stylisch aus!
Ganz ausschliessen, dass wir zur Einheimischen-Attraktion wurden, können wir natürlich nicht – jedenfalls war da sicher kein offizielles Fahrverbot. Aber im Moment, wenn so das beklemmende Gefühl aufkommt, das Auto passt nächstens nicht mehr durch, wird man eher klaustrophobisch.
Übrigens Danke für das Bartkompliment 🙂